Impulse für wahrnehmungsorientierte politische Bildung

In unserem Fachtag “Eine Frage der Beziehung” am 07.10.22 entstand viel Verbindung und Inspiration – und Lust auf mehr.

Politische Bildung und Prozessbegleitung im zivilgesellschaftlichen Bereich braucht die Arbeit mit unserer Wahrnehmung, damit wirklich tiefgreifende Lern- und Veränderungsprozesse stattfinden können. Wenn wir das komplexe Zusammenspiel von Emotionen, biografischen Erfahrungen, Gruppendynamiken, kulturelle Normen und Tabus und widerstreitenden Wertevorstellungen wahrnehmen, die auftauchen, wenn wir uns mit einem gesellschaftlichen Konfliktfeld auseinandersetzen, eröffnet sich eine Vielzahl neuer Möglichkeiten der Bearbeitung.

Diese Annahmen bilden die Grundlage unserer Arbeit mit Einzelpersonen und Organisationen aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich. Am 07.10.22 haben wir zum Fachtag „Eine Frage der Beziehung. Zur Arbeit mit Wahrnehmung und Emotionen in der politischen Bildung und der Prozessbegleitung von NGOs“ eingeladen, um mit Kolleg*innen in den Austausch über diesen Zugang zu kommen und die schon bestehende Vielfalt an Ansätzen in diesem Feld kennen zu lernen.

Die Resonanz war sehr groß. Es gingen knapp 50 Anmeldungen von freiberuflichen Bildungsreferent*innen, Supervisor*innen und Berater*innen sowie von Mitarbeiter*innen von NGOs, Universitäten und Stiftungen aus verschiedenen Teilen Sachsens und weit darüber hinaus ein. Ihre Hintergründe reichten vom systemischen Ansatz, über traumasensible Arbeitsweisen, theaterpädagogische Ausbildungen hin zur Arbeit mit Ansätzen wie Betzavta, Gewaltfreier Kommunikation und Achtsamkeit.

Wir gaben als thematischen Einstieg eine Einführung in den ATCC-Ansatz, den pädagogischen Hintergrund unserer Arbeit, der für unseren Fokus auf die Wahrnehmung eigener und gruppendynamischer Prozesse in der Bearbeitung eines Themas maßgeblich ist. Anschließend gaben von uns eingeladene Expert*innen aus dem Feld Einblicke in ihre Arbeitsweise. Jay Keim lud zum Workshop „Traumasensibel mit Widerstand umgehen“, Karen Johne stellte ihren Workshop unter die Frage „Darf ich mich als Leitung in einer Gruppe zeigen?“ und Ka Kem setzte seinen Workshop unter die Überschrift „Rassismuskritik neu denken fühlen!“. Die drei Workshops machten erfahrbar, wie wahrnehmungsorientiertes Arbeiten in Bildungs- und Prozessbegleitungssettings konkret aussehen kann. Bei Jay Keim standen Körperübungen zur Stresswahrnehmung im Zentrum, Karen Johne lud ein, sich über eine gestalterische Übung der eigenen Leitungsrolle zu nähern und anschließend miteinander dazu in Resonanz zu gehen und Ka Kem verknüpfte emotionale Austauschrunden zur eigenen Auseinandersetzung mit Rassismus mit thematischen Zugängen über Musik und Tanz.

Nach der Workshopphase schlossen wir der Tag mit einer gemeinsamen Ideensammlung zur Vernetzung und thematischen Weiterarbeit. Wir haben im Verlaufe des Tages viele dankbare und bestärkende Rückmeldungen zu dem von uns gesetzten Thema bekommen und viel Neugier gegenüber unserer Arbeitsweise erlebt. Die Atmosphäre des Tages war von einer großen Offenheit und Verbundenheit geprägt. Wir als Veranstalter*innen erlebten genau wie viele Teilnehmer*innen eine große Freude darüber, eine kollegiale Runde zu erleben, in der wir uns über die Relevanz einer ganzheitlichen Herangehensweise an Bildungsprozesse einig waren.

Das Interesse an der Etablierung einer dauerhaften Vernetzung und weiteren kollegialen Austausch- und Lernräumen ist groß. Am 29.11.22 laden wir zu einem Online-Follow-up-Treffen zum Fachtag ein, das den Rahmen für die Konkretisierung der gesammelten Vernetzungsideen bietet. Die Anmeldung ist bis zum 22.11.22 möglich.

Wer Interesse an Informationen zu weiteren anknüpfenden Veranstaltungen hat, kann sich gerne für unseren Newsletter anmelden. Wir haben für 2023 Förderungen für weitere Austauschformate beantragt und werden diese genauso wie Netzwerkveranstaltungen anderer Akteur*innen aus unserem Umfeld dort ankündigen.

Neuer Vereinsname

Aus „Roter Baum Leipzig e. V.“ wird „Transformative Bildung und Kultur e. V.“! Nach einem längeren internen Prozess haben wir uns dafür entschieden, unseren Vereinsnamen zu ändern. Am 25.02.2022 hat die Mitgliederversammlung die Umbenennung beschlossen. Seit Juli haben wir nun die Bestätigung des Amtsgericht Leipzig, dass der neue Name ins Vereinsregister eingetragen und die Umbenennung damit wirksam geworden ist.

Ein paar Worte zum Hintergrund: Immer wieder kam es von verschiedensten Seiten zu Verwechslungen unseres Vereins mit dem Roter Baum e. V. aus Dresden. In der Vergangenheit gab es Verbindungen zwischen einem Teil unserer bis heute aktiven Mitglieder und dem Dresdner Roten Baum; inzwischen handelt es sich aber um zwei sowohl rechtlich als auch in Hinblick auf die tatsächlichen Aktivitäten vollständig voneinander unabhängige Vereine. Um Missverständnisse zu verhindern, haben wir uns für die Wahl eines neuen Namens entschieden.

Darauf folgte ein längerer interner Prozess der Suche nach einem neuen Namen. Seit unserer Vereinsgründung hat sich eine große Vielfalt an Vereinstätigkeiten und Projektformaten entwickelt, die sich von Weiterbildungen und Workshops im Bereich Konfliktbearbeitung über Beratungs- und Unterstützungsangebote für Geflüchtete bis hinzu Konzerten, Lesungen und Podiumsdiskussionen zu diversen Themen erstreckt. Der neue Vereinsnamen bildet diese Vielfalt der Projekte ab und macht zugleich ihren verbindenden roten Faden sichtbar, im Kleinen wie im Großen auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse hinzuwirken.

Feiern und Bedauern – Ein Jahresrückblick auf unser berufliches und politisches Wirken

zweiteiliges Online-Seminar, 7.12., 17 – 18 Uhr und 14.12., 17 – 20 Uhr

Das Jahr nähert sich dem Ende. Wer das Ziel hat, politisch etwas zu bewegen, kennt mit Sicherheit das Gefühl der Unzufriedenheit und der Rastlosigkeit. Häufig haben wir den Eindruck, dass viel zu wenig passiert, unsere Kämpfe und Mühen nicht ausreichen und wir schnell das nächste Projekt auf die Beine stellen müssen.

Wir laden ein, das nahende Jahresende als Anlass zu nehmen, um innezuhalten und Rückschau auf 2021 zu halten. Wir wollen mit unserem Online-Workshop einen Raum eröffnen, um wahrzunehmen, was uns in diesem Jahr in unserem politischen und beruflichen Wirken (und machmal untrennbar verbunden) bewegt hat und was wir in diesem Jahr bewegt haben. Es geht uns darum, sowohl Erfolge zu feiern und wertvolle Beziehungen zu würdigen als auch Raum für Trauer über Momente des Scheiterns, des Schmerzes oder der Enttäuschung zu schaffen. Die Gruppe, die ähnliche Grundwerte teilt und sie auf ganz unterschiedliche Weise und in unterschiedlichen Feldern verfolgt, ist dabei ein wertvoller Resonanzraum, der die Einzelnen bestärken und halten kann.

Um die Teilnahmeschwelle am dichten Jahresende zu senken, findet das Seminar online statt.

Zum Aufbau: Wir treffen uns an zwei Terminen im Dezember, 7.12. (17 – 18 Uhr) und 14.12. (17 – 20 Uhr). Es ist vorgesehen, dass alle Teilnehmer*innen an beiden Terminen dabei sind. Der erste Termin ist eine Kennenlern-Runde, in der wir uns gegenseitig kurz vorstellen und die Methode für den Jahresrück einführen. Den Jahresrückblick machen dann alle individuell in der Zeit zwischen den beiden Terminen. Am 14.12. treffen wir uns dann in der Runde wieder, teilen unsere Rückblicke und haben Gelegenheit, Resonanz der Gruppe zu erfahren.

An wen richtet sich dieses Format? Alle Menschen, die ehrenamtlich und beruflich im Politischen etwas bewegen und Lust haben, einen Rückblick auf das Jahr zu machen.

Anmeldung: Wenn ihr teilnehmen möchtet, meldet euch bitte bis zum 5.12.2021 per Mail an julia@abouttheelephant.de an. Es gibt einen kleinen Teilnahmebeitrag von 25 – 50 Euro (nach Selbsteinschätzung).